Methode

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Über das Performen von Cathy Berberians Stripsody, eine Glosse

Huch! Schluckisonderschluck! so hieße es in Entenhausen!

Schepper-klapp (Bild: Der Briefträger wirft das lang ersehnte „Notenheft“ mit der Stripsody in den Kasten.) Ratsch, aufreiß, schluckisonderschluck (ich: huch, was is das denn?)

Blätter, seitenwend, flatter: Keine Noten! Stattdessen kleine Zeichnungen von einem gewissen Roberto Zamarin. Seufz! Tränen weg wisch. Kann die Cathy das nicht selber zeichnen? Da kann es mit ihrem Komponieren ja nicht weit her sein… Mal weiter schaun. Ohne Legende, also ohne erklärende Zeichen, wie ich das zu „singen“ habe, blickt mich der an einer Liane auf mich zu schwingende Tarzan an. Anscheinend macht er dabei Ahhhhiaiahiaia (oder so), jodelt seinen berühmten Schrei. Es soll danach wohl ein exorbitantes Niesen folgen, wenn ich recht interpretiere. Na ja, das geht ja noch. Dann - stöhn, skrätschskrätsch -: ein unförmiges Männchen, das sich übergibt. Freu, jubel – das kann ich gut, spätestens, seit meine Schwester in unserer Jugend lauthals ins Klo gekotzt hat und ich ihre Art zu göbeln wunderbar imitieren kann und dies zur Perfektion gebracht habe.

Und so geht es weiter.

Spießer der ich bin, versuche ich irgendeinen Zusammenhang zwischen all den Comicstripbildchen zu finden, was mir nur an wenigen Stellen gelingt. Diese werden allerdings sofort zu meinen Lieblingsstellen in der Stripsody. Zum Beispiel gibt es da eine Bildfolge (zweigleisig übrigens) über eine Szene aus einem Western: Indianer macht sein typisches woowoowoo mit der Hand am Mund, Pferde galoppieren, es wird aus Gewehren geschossen und mit Pfeilen. Einer der Kämpfenden wird getroffen, fällt zu Boden, stirbt. Klingt dann ungefähr so: „Woowooowoowoo, gidappgidappgidapp, pängpängpäng, fuiiiit, pängpängpäng, fuiiiiit, uuuh! Kepleng!“ Dies alles geschieht offensichtlich auf dem Bildschirm und stört das Baby (untere Bildreihe), das im Kinderwagen neben dem Fernseher liegt. Es beginnt zu schreien: „Uäääh, nyääänyää!“ Die Mutter schiebt den Wagen hin und her und macht begütigend „Schsch“. Neben der Mafiaszene, in der übrigens wiederum jemand dran glauben muss (rätträttättättättättät – wohl ein Maschinengewehr?) meine liebste Szene – wie gesagt. Während ich versuche, mich dem Stück anzunähern und merke, wie sehr mir Mordszenen gefallen (hach! reinsteiger, blutrünstiges Zucken), entdecke ich meine brutalste Seite - dank Cathy!

Nach und nach finde ich Gefallen an Friedas Frage zu natural curly hair und an dem Menschenkind, das seinem dummen Drachen befiehlt, aus dem Baum herab zu kommen. Kicher, schüttel. Und dann denke ich: Wie machen das eigentlich „die anderen“? Man muss sich doch informieren (ohne zu imitieren, versteht sich!). Klack (Computer auf), klick, klick, klick (linke Maustaste, wiederholt): youtube!

Da stoße ich auf eine junge Dame (Charme der Jugend; schickes Ballkleid), die das Stück, das wenige Minuten dauern soll (Cathy selbst performte es knapp 3 einhalb Minuten lang), auf 9 Minuten 49 Sekunden aufbläht. Ist das richtig? Dann, sehr beeindruckend, eine Asiatin. Die kommt schon auf 7 Minuten 25. Ist das richtiger? Schließlich entdecke ich Bart Ipers mit seiner Version. Er interpretiert in der Kirche von der Kanzel herab die Stripsody. Lach, kicher, Schenkel klopf, bewunder! Großartig. Er kommt auf 4 Minuten 35. Jubel!

Wie hat man das jetzt zu performen? Der eine stehet still. Die nächste gibt eine Art Tai Chi-Form zum Besten, äußerst diszipliniert. Und ich? Schluckisonderschluck. Ich übe, wiederhole, probiere aus und finde meine Version mit schwingendem Tarzan, verzogenem Babygesicht und mordlüsternem Mafioso. Meine Stimme, skweeeekskweeek, rumble, nyäääh, ahhhhiaiahhhhhaiaia, giffgifffgifff, miaouuu, sssssssssssssssssssssssss, muss vorher gut eingesungen und hinterher gut ausgesungen werden, ohne auszubalancieren hat man nach dem Gekreisch, Gewimmer und Gejodel ein bisschen Halsweh.

Das Stück fordert starken Körpereinsatz und selbstgemachte Aufregung, da gibt es schon mal Herzrasen nach dem Performen. Man springt für Sekunden in eine Rolle, und wupp! schon in die andere und wiederum die nächste. Zack! Da legst di nieder! Ploff! Schon bei Dschörmennis näxt Toppmoddlll lautete eine Aufgabe, innerhalb von 60 Sekunden 3 verschiedene Emotionen glaubhaft mimisch darzustellen. Sonst hieß es am Ende der Sendung: „Für dich habe ich heute leider kein Foto!“ Abwink! Das ist nichts im Vergleich zur Stripsody! Pah! Eine stimmliche und darstellerische Herausforderung ist das Stück – und urkomisch. Mut zur Hässlichkeit muss man da haben und Humor! Wenn das alles stimmt, dann: Zalando! (Schrei vor Glück: Ahhhiaiahhhhaiaiaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa)